Lumen Tenebris | Konzept


Wasser, DankRaum, Leben



Abb.: Wasser DankRaum, Leben;
Kirchenruine, Düren Merzenich


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»… Versammle das Volk, damit ich ihnen Wasser gebe.«

(4 Mose/Num 21, 16)

Wasser DankRaum

Sie haben sich auf den Weg gemacht, um die Installation Wasser, DankRaum, Leben, Bildende Kunst, Klang und lebendiges Wasser zu besuchen oder bleiben zufällig an einer geöffneten Kirchentür des Nachts stehen und sehen einen Bach durch das Kirchenschiff fließen. Musik dringt bis auf die Straße. Hunderte von kleinen brennenden Lichtern, die von Besuchern am Wasser aufgestellt wurden, und der effektvoll ausgeleuchtete Kirchenraum zieht sie in das Innere.

Sie treten ein. Musik umhüllt sie sofort mit sanften und meditativen Klängen. Auf dem Altar sprudelt das Wasser, es ergießt sich in einer Kaskade von der Altarkante und bildet einen Bachlauf, der sich seinen Weg über die Altarstufen durch die Kirche zum Haupteingang sucht.

Der ganze Kirchenraum ist in Licht getaucht und überall brennen Kerzen. Sie hören das Rauschen und Plätschern des fließenden Wassers, die meditative Musik. Jetzt erst entdecken sie die Bilder, die im Kircheninnern ausgestellt sind und die vielen Menschen, die still im Kirchenraum sitzen und Raum, Kunst, Wasser, Licht und Musik auf sich wirken lassen.

Sie nehmen Platz und tauchen ein in den DankRaum für das lebendige Wasser.

Idee

Menschen früherer Zeiten erlebten Wasser als das universelle, das noch nicht festgelegte Element, das aber fähig ist, sich von außen bestimmen zu lassen, als das unbestimmte aber bestimmbare, als das »sensible Chaos«. (Fragmente aus Novalis)

»Masaru Emoto, der japanische Wasserforscher, fotografierte gefrorene Wasserkristalle. Er entnahm Wasser unterschiedlicher Orte. Die Formen dieser Kristalle entwickelten sich ganz verschieden. Die Kristalle reagierten auf unterschiedliche Schwingungsmuster, wie Musik, Bilder, Worte mit vielfältigen Strukturen. Das Wort Liebe und Dankbarkeit, egal in welcher Sprache entwickelten ähnlich wunderschöne Kristalle.

Der Mensch besteht zu 2/3 aus Wasser, viele Tiere und Pflanzen aus bis zu 90 %, die Erdoberfläche ist bis zu 70 % vom Wasser bedeckt. In jeder Zelle, in jedem Samenkorn ist die Urinformation des Wassers enthalten, wie im Wasser selbst.

Wie wichtig ist die Botschaft des Wassers?

Wird Wasser gesegnet, so verändert sich, nachweislich, seine kristalline Struktur. Wenn Wasser derart beeinflussbar ist, wie mögen da die Energien der Umwelt, wie z. B. Musik, die Nahrungszubereitung, Worte und Gedanken usw., auf uns wirken? So wie ein Stein, der ins Wasser fällt seine Kreise zieht, beeinflusst jeder Gedanke den nächsten. In diesem Sinne möchte ich mit den Bildern, mit der gesamten Installation Wasser DankRaum Leben, der Schöpfung danken.« (Caroline Lauscher)

Ziel

Die Künstlerin Caroline Lauscher Stupp möchte mit ihren »WasserDankBilder« einen Dank an das Wasser somit an das Leben und an die Schöpfung mit künstlerischen Mitteln aussprechen. Dieser Dank wird durch die von Stefan W. Knor geschaffene Wasserinstallation in verschiedenen Sakralräumen aufgegriffen und zu einem begehbaren DankRaum erweitert.

Dem Besucher wird durch die Erfahrung mit den Bildern und dem lebendigen Wasser im Kirchenraum, sowie durch das Eintreten in Licht und Musik ein positives und spirituelles Erlebnis eröffnet. Waskhar Schneider erweitert zusätzlich mit dem Klangbad dieses Erlebnis, indem er durch seine »Klanginstrumente« Wasser in Schwingung versetzt.

Angesprochen durch die ganz unmittelbaren Reize von Kunst, Wasser, Klang und Licht und von biblischen Texten sollen die Besucher den Sakralraum als einen Kristallisationspunkt erleben, in dem sich Himmel und Erde berühren.

Hintergrund

Das Verhältnis zum Wasser hat sich in den letzten Jahrhunderten gewandelt. In vielen Mythologien stehen Wasser, Gottheiten am Anfang. Die Menschen verehrten Wasser, sie erlebten es von göttlichen Wesenheiten erfüllt. Im Zeitalter Goethes und der Romantik beschäftigte sich die Naturphilosophie noch mit dem Urbild allen flüssigen und dem Träger lebendiger Gestaltung, dem Wasser.

Mit Wasser verbinden wir die unterschiedlichsten Assoziationen: es ist der Grundbaustein, der das Leben auf unserem Planeten erst ermöglicht; es stillt unseren Durst und erfrischt uns; es kühlt und heilt.

Wasser kann aber auch zerstören und vernichten. Wasser ist ein ganz besonderer Stoff: klar und weich, und kann doch hart und kraftvoll sein; es bildet ruhige Gewässer bis hin zum tobenden Meer oder wird zum reißenden Strom. Es gibt kaum einen Stoff, der so vielfältig ist wie das Wasser und der wie das Wasser seine »Stimmungen« auf uns Menschen überträgt.

Mit dem Symbol »Wasser« sind in vielen Religionen Reinigungs- und Initiationsriten verknüpft. Wasser ist gleichsam ein Ursymbol der Religion. In der christlichen Tradition ist es die Taufe, als Zeichen des neuen, gereinigten Lebens in Christus. Gesegnetes Wasser, Weihwasser, begleitet uns in der katholischen Tradition durch unser ganzes Leben. Der hl. Ambrosius schreibt:

»O Wasser, das du gewürdigt wurdest, Gnadenmittel Christi zu sein! Du wächst alles ab und wirst nicht gewaschen. Du beginnst die ersten und vollendest die vollendeten Mysterien! Von dir kommt der Anfang, in dir ist das Ende. Vielmehr: du bewirkst, dass wir kein Ende kennen«   (Comm. In Luc. Lib. X, 48)


Betrachten wir das Wasser in seiner gesamten Funktion im Kosmos, so kann man sagen, wo Wasser auftritt, kann Leben im Stofflichen wirksam sein, wo es fehlt, hört dies Möglichkeit auf. Das Wasser in seinem natürlichen Kreislauf befindet sich im fortwährenden Wandel. Immer strebt Wasser nach Gleichgewicht, zu Lebendigem, nicht zu dem Ruhenden, wo Leben erlöschen würde. In jeglichem Lebewesen durchpulst Wasser die Zellen und lagert in Feststoffen aller Art. Wasser, in seinem Lebensvermittelnden Dienst, möchte wir in Kirchen und Gemeinden im Jahr des Wasser nicht nur ins Bewusstsein rufen, sondern Dank, Liebe und Respekt dem Wasser und dem Leben zollen.

Bibel und Wasser

Das Wasser als die elementare Lebensgrundlage in den Ländern des Nahen Ostens erhält dementsprechend eine zentrale Rolle in den Heiligen Schriften der Völker des fruchtbaren Halbmondes, so auch in den Schriften der Bibel.

In der Bildersprache der hl. Schrift ist das Wasser ein sehr vielschichtiges Symbol: Sie spricht von den Strömen der Weisheit und der weisen Rede (Spr 18, 4; Sir 21, 16), von der Ehegattin und den Nachkommen als Quelle natürlichen Lebens (Spr 5, 15–18, Nm 24, 7), vom Wasser als Bild des vergänglichen oder der wogenden Völkerschar (Offb 17, 15), die mit brausender Vielstimmigkeit das himmlische Allejuja singen (Offb 19, 6).

Weiterhin angefangen beim vom ersten Satz des Schöpfungsberichts, im Mythos von der Sintflut, am Beginn des Exodus bei der Teilung des Roten Meeres, als Zeichen für Gottes Fürsorge am Fels, der in der Wüste Wasser für das Volk Israel fließen lässt. Als Zeichen für Fruchtbarkeit und Wohlstand im verheißenen Land, als Metapher in den Psalmen, in der Weisheitsliteratur oder bei den Propheten.

An diese Tradition knüpft das Neue Testament an. Wasser als Medium des heiligen Geistes bei der Taufe, als Zeichen von Gottes überströmender Liebe bei der Wandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit zu Kanaan. Im Zusammentreffen Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen wird das »lebendige Wasser« zum Symbol des ewigen Lebens, das uns durch Jesus Christus geschenkt ist, bis hin zur Offenbarung des Johannes, wo vom Altar des neuen Tempels das Wasser aus dem Tempelbezirk fließt und immer tiefer wird und später, zu Füßen des thronenden Lammes der Wasserquell des Lebens wird und Gott alle Tränen trocknet.

Gerade die Heilszusage Jesu und die damit verbundene Einladung an alle, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen, soll in dieser Installation für alle Menschen erlebbar werden:

»Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben: vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.«  (Joh 4,14)

Bilder

»Im ursprünglichen Chaos waren die Stoffe zur Bildung der einzelnen Wesen als deren Voraussetzung vorhanden. Daher lassen die Kosmogonien der alten Heidenvölker alles aus dem Wasser entstehen. Wir finden speziell bei den Ägyptern, Babyloniern und Phöniziern, die zu den Israeliten in besonderer Beziehung standen, in mythologisieter Form manche Anklänge an den biblischen Schöpfungsbericht. Alle sprechen von einem Urmeer. Das Wasser repräsentiert ihnen die Substanz, aus der alle Formen entspringen und in die sie bei ihrer Auflösung zurückkehren. Es bildet also den Anfang und das Ende jedes kosmischen Kreislaufes, es ist keimtragend, Mutter von allem, was existieren kann. Die antike Symbolik beruht somit auf dem allmählichen Werden aus dem flüssigen Urzustand. Sie kommt besonders darin zu Ausdruck, dass ein rituelles Bad als Rückbildung in das Vormale und aus diesem heraus als gänzliche Neuwerdung und Neugeburt gilt. Das Untertauchen bedeutet hier Auflösung der Formen, Reintegrierung im undifferenzierten Sein der Präexistenz. Das Auftauchen dagegen wiederholt den kosmischen Akt der Formwerdung. Auf diese Weise bewirkt also das Wasser in den Initationsriten eine Neugeburt. In seiner Weiterführung bedeutet dieser Gedanke Neubelebung, Verjüngung und Heilung durch die magische Kraft des Wassers, und zwar nicht allein im Diesseits, sondern auch nach dem Tode.« (1)

»Für mich bietet sich bei der täglichen Wahrnehmung von Wasser eine Vielfalt an Darstellungsmöglichkeiten bis hin zur Abstraktion. So versuche ich auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Techniken den Erscheinungsformen des Wassers näher zu kommen. Ansichten, die dem menschlichen Auge oft verborgen bleiben, Bewegung - Veränderung - Fluss - Ruhe - Leben - sind eine immer neue Herausforderung. Es ist ein Spiel mit Licht, Farbe und Form, ob im bewussten Prozess oder Meditativ. So entwickeln sich Bilder unterschiedlichster Arten immer im Dankeschön an das Wasser.«  (Caroline Lauscher)

Installationskonzept –
Entspannen und Heilen durch Harmonie

Das Konzept der Installation basiert auf dem Snoezelen. Das Snoezelen ist eine in den 80er Jahren in der Arbeit mit behinderten Menschen entwickelte Therapiemethode. Der aus dem Niederländischen stammende Begriff "snoezelen" ist ein Neologismus, der soviel bedeutet wie schnüffeln, dösen, schlafen und riechen. Vereinfacht will das Snoezelen helfen durch Licht, Geräusche, Gerüche, Geschmack und Gefühle in einer angenehmen Atmosphäre der Kommunikation den Heilungsprozess der Menschen zu fördern.

Das Installationskonzept lehnt sich stark an das des Snoezelens an. Allerdings dient die Installation nicht der Therapie und Heilung sondern der Heilszusage und dem Finden der inneren Harmonie. Hier werden die primären Reize Sehen, Hören und Riechen in den Vordergrund gestellt. Die Sinneswahrnehmung wird harmonisch abgestimmt. Harmonie bedeutet, dass die Bilder, Lichteffekte, Wasser und Musik für den Besucher eine Gesamtkomposition ergeben und ihn ganzheitlich ansprechen.

Für die Installation bietet diese Methode ein unmittelbares, niederschwelliges Wahrnehmungserlebnis, das durch die Gesamtkomposition der Sinneseindrücke einen harmonischen Zustand im Besucher erzeugt, in dem in einem solchen Kontext die spirituelle Dimension im Leben angesprochen wird …

(1)  (D. Forstner, Die Welt der Symbole, S.92–93)

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