Lumen Tenebris | Konzept

Wasser des Lebens



Abb.: »Wasser des Lebens«;
Bonner Münster



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Die Idee

Viele, vor allem junge Menschen, aus Bonn und Umgebung haben sich auf den Weg zur »Wissenschaftsnacht« gemacht. Und stellen sie sich einmal vor, es ist Freitagnacht 22.00 Uhr. In der Bonner Innenstadt sind unzählige Menschen unterwegs, die zur »Wissenschaftsnacht« gekommen sind oder in der Innenstadt ihre Freizeit verbringen wollen. Sie bleiben vor der offenen Tür der Münster Kirche stehen und sehen einen Bach durch das Kirchenschiff fließen. Musik dringt bis auf die Straße. Tausend kleine brennende Lichter, die von Besuchern am Bachlauf aufgestellt wurden, und der effektvoll ausgeleuchtete Kirchenraum zieht sie in das Innere. Sie treten ein. Musik umhüllt sie sofort mit sanften und meditativen Klängen. Auf dem Altar sprudelt das Wasser, es ergießt sich in einer Kaskade von der Altarkante und bildet einen Bachlauf, der sich seinen Weg über die Altarstufen durch die Kirche zum Haupteingang sucht. Über und neben dem Hochaltar erstrahlen die Chorraumfenster, der ganze Kirchenraum ist in Licht getaucht und überall brennen Kerzen. Sie hören das Rauschen und Plätschern des fließenden Wassers, die meditative Musik. Jetzt erst entdecken sie die vielen Menschen, die still im Kirchenraum sitzen und Raum, Wasser, Licht und Musik auf sich wirken lassen. Sie nehmen Platz und tauchen ein in Licht, Klang und lebendiges Wasser. Das fließende Wasser, die Lichter und die Musik nehmen sie mit auf den Weg, neue Formen der Anbetung, der Gotteserfahrung und der Spiritualität können entstehen.

Das Ziel

Für den Zeitraum der »Wissenschaftsnacht« in Bonn soll ein fließender Bach in der Münster Kirche installiert werden, um Menschen durch die Erfahrung des lebendigen Wassers im Kirchenraum, sowie durch das Eintreten in Licht und  Musik ein positives und spirituelles Erlebnis zu eröffnen.

Die Installation will mit diesem Beitrag zur »Wissenschaftsnacht« den Gästen und den Menschen in der Innenstadt einen niederschwelligen, unmittelbaren und zeitgemäßen Zugang zu einer Grundaussage unserer christlichen Botschaft bieten:

Es gibt einen, der dich liebt, wie du bist: Gott. Bei ihm darfst du ganz du selber sein und auf ihn darfst du hoffen. Vor ihm darfst du dich vergessen, alte Wege verlassen und neu beginnen. Er schenkt dir Räume und Begegnungen, in denen du neue Hoffnung und neue Perspektiven für dein Leben entdecken kannst. Er schenkt dir den wahren Frieden für dein Leben, er führt dich zu neuer Lebendigkeit und zur Fülle deiner Möglichkeiten. (...ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Joh 10,10) – Wo wir Menschen das erfahren, da spüren wir: hier  berühren sich Himmel und Erde!

Angesprochen durch die ganz unmittelbaren Reize von Wasser, Klang und Licht und der biblischen Texte sollen die Besucher den Raum von St. Cassius und Florentius als einen solchen Kristallisationspunkt erleben, in dem sich Himmel und Erde berühren.

Mit Wasser verbinden wir die unterschiedlichsten Assoziationen: es ist der Grundbaustein, der das Leben auf unserem Planeten erst ermöglicht; es stillt unseren Durst und erfrischt uns; es kühlt und heilt. Wasser kann aber auch zerstören und vernichten. Wasser ist ein ganz besonderer Stoff: klar und weich, und kann doch hart und kraftvoll sein; es bildet ruhige Gewässer bis hin zum tobenden Meer oder wird zum reißenden Strom. Es gibt kaum einen Stoff, der so vielfältig ist wie das Wasser und der wie das Wasser seine »Stimmungen« auf uns Menschen überträgt.

Mit dem Symbol »Wasser« sind in vielen Religionen  Reinigungs- und Initiationsriten verknüpft. Wasser ist gleichsam ein Ursymbol der Religion. In der christlichen Tradition ist es die Taufe, als Zeichen des neuen, gereinigten Lebens in Christus. Gesegnetes Wasser, Weihwasser,  begleitet uns in der katholischen Tradition durch unser ganzes Leben. Erst durch das Wasser der Taufe entsteht Kirche (Mt 28, 19) und doch ist es auch die Kirche, die selber im Auftrage Christi Quelle des Taufwassers ist, Kirche als Ursakrament.

Durch die Installation mit fließendem Wasser lässt sich die wortlastige christliche Gottesdienst-Tradition auf das Experiment einer non-verbalen, unmittelbaren Verkündigung mittels der Primärreize ein. Der Sakralraum wird somit zum Ereignis- und Erfahrungsraum, in den man sich mit seinen Erfahrungen einbringen kann und diese im Lichte des Evangeliums zu deuten lernt.  Die Sinne der Besucher, die Fenster ihrer Seele nach außen, wie es Aristoteles formulierte, werden eingeladen, sich zu öffnen für eines der größten Geheimnisse des Menschseins, der Erfahrung der Verbindung zu einem transzendenten Gegenüber, den wir als Christen als den dreifaltigen Gott bekennen. Die Sehnsucht in den Menschen nach dieser Dimension ihres Lebens wach zuhalten, ihnen neue Hoffnung zu geben und für die Annäherung daran Raum zu geben, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche in unserer Zeit.

Die Bibel und das Wasser

Das Wasser als die elementare Lebensgrundlage in den Ländern des Nahen Ostens erhält dementsprechend eine zentrale Rolle in den Heiligen Schriften der Völker des fruchtbaren Halbmondes, so auch in den Schriften der Bibel.

Angefangen vom ersten Satz des Schöpfungsberichts, im Mythos von der Sintflut, am Beginn des Exodus bei der Teilung des Roten Meeres, als Zeichen für Gottes Fürsorge am Fels, der in der Wüste Wasser für das Volk Israel fließen lässt. Als Zeichen für Fruchtbarkeit und Wohlstand im verheißenen Land, als Metapher in den Psalmen, in der Weisheitsliteratur oder bei den Propheten. An diese Tradition knüpft das Neue Testament an. Wasser als Medium des heiligen Geistes bei der Taufe, als Zeichen von Gottes überströmender Liebe bei der Wandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit zu Kanaan. Im Zusammentreffen Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen wird das „lebendige Wasser“ zum Symbol des ewigen Lebens, das uns durch Jesus Christus geschenkt ist, bis hin zur Offenbarung des Johannes, wo vom Altar des neuen Tempels das Wasser aus dem Tempelbezirk fließt und immer tiefer wird und später, zu Füßen des thronenden Lammes der Wasserquell des Lebens wird und Gott alle Tränen trocknet.

Gerade die Heilszusage Jesu und die damit verbundene Einladung an alle, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen,  soll in dieser Installation für junge Menschen erlebbar werden:

»Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben: vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.« (Joh 4,14)

Das Installationskonzept – Entspannen und Heilen durch Harmonie

Das Konzept der Installation basiert auf dem Snoezelen. Das Snoezelen ist eine in den 80er Jahren in der Arbeit mit behinderten Menschen entwickelte Therapiemethode. Der aus dem Niederländischen stammende Begriff »snoezelen« ist ein Neologismus, der soviel bedeutet wie schnüffeln, dösen, schlafen und riechen. Vereinfacht will das Snoezelen helfen durch Licht, Geräusche, Gerüche, Geschmack und Gefühle in einer angenehmen Atmosphäre der Kommunikation den Heilungsprozess der Menschen zu fördern.

Das Installationskonzept lehnt sich stark an das des Snoezelens an. Allerdings dient die  Installation nicht der Therapie und Heilung sondern der Heilszusage und dem Finden der inneren Harmonie. Hier werden die primären Reize Sehen, Hören und Riechen in den Vordergrund gestellt. Die Sinneswahrnehmung wird harmonisch abgestimmt. Harmonie bedeutet, dass Lichteffekte, Wasser und Musik für den Besucher eine Gesamtkomposition ergeben und ihn ganzheitlich ansprechen.

Für die Installation zur »Wissenschaftsnacht« in Bonn bietet diese Methode ein unmittelbares und niederschwelliges Wahrnehmungserlebnis, das durch die Gesamtkomposition der Sinneseindrücke einen harmonischen Zustand im Besucher erzeugt, in dem in einem solchen Kontext die spirituelle Dimension im Leben angesprochen wird

Die »Wissenschaftsnacht« in Bonn

Die Adressaten dieser Veranstaltung sind vor allem junge Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, um die Begegnung mit Jesus Christus zu suchen. Die Installation soll sich aber auch an Menschen richten, die nur noch selten oder gar nicht mehr die Schwellen eines Kirchenraumes überschreiten. Durch die für Kirchen ungewöhnliche Veranstaltung und das „andere“ Programm soll ihre Neugier geweckt werden. Die Kirche soll einen Akzent setzen, um den Zeitgenossen ihre Offenheit, Transparenz, Kommunikationsfähigkeit und Attraktivität zu zeigen. Damit erreicht das hier vorgestellte Konzept mit ein und derselben Installation sowohl der Kirche fern- stehende Menschen, indem es ihre Sehnsucht und Neugier nach der transzendentalen Dimension ihres Seins anspricht, als auch praktizierende Christen, indem es deren Glaubensweg vertieft und bereichert.


Das gesamte Konzept finden Sie hier als Download.

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